Ägyptisierung?

Schlangengöttin

Die Pharmazie hat – wie die meisten kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaften – natürlich auch in Ägypten ihre Wurzeln. Seien es die zahlreichen Rezepturen im Papyrus Ebers oder die legendäre Alchemistengestalt des Hermes Trismegistos, immer schon vermutete man die „Altvorderen“ verfügten über heute nicht mehr zugängliches Geheimwissen bis hin zur ewigen Jugend. Seit Napoleons ägyptischer Expedition hatte auch in Frankreich eine modische Begeisterung für die altägyptische Kultur eingesetzt. Zwar war der Feldzug ein militärisches Desaster, paradoxerweise konnten aber die mitgereisten Gelehrten große wissenschaftliche Erfolge erzielen. Unter anderem kam es zur Entdeckung des Rosettasteins, der die spätere Entzifferung der Hieroglyphenschrift durch Champollion ermöglichte.

Sphingen, Deroche 1816

Es ist daher kaum verwunderlich, dass auch auf Apothekengefäßen ägyptisierende Motive Einzug hielten. Beispielsweise besitzen wir zwei kleine Standgefäße mit einem Deroche-Entwurf aus der Zeit Napoleons, der Sphingen und Mumien zeigt. In einer Abwandlung von 1816 ersetzt eine Schlangengottheit mit einer Amphore die Mumien (Gefäße dazu im Musée des Arts Décoratifs in Paris). Auch eine Art Medusenhaupt ist dabei, was die zahlreichen mythologischen Verbindungen zum antiken Griechenland illustriert.

E. Peigney, um 1860

Die Zierelemente auf unserer hier vorgestellten Neuerwerbung sind hingegen nicht ganz so eindeutig zuzuordnen. Möglicherweise müsste man etwas allgemeiner von orientalischen Einflüssen sprechen. Es ist jedoch ein sehr seltenes und ungewöhnliches Motiv, das sich aus der sonst um diese Zeit üblichen Produktion nicht erklären lässt. Die Beschriftung verweist auf eine Hautcrème, die auch unter dem Namen Cérat de Galien bekannt und damals so populär war, dass sie auch in einem der Romane von Honoré Daumier erwähnt wurde.

Wesentlich seltener ist hingegen die Marke des Herstellers E. Peigney. Er war der Vorgänger der berühmten Manufaktur J. Fontemoing und L. Peigney, die in großer Stückzahl lithographierte Standgefäße produzierten, von denen sich viele bis in die heutige Zeit erhalten haben. E. Peigney setzte hingegen noch weitgehend auf Handbemalung und konnte alleine deshalb schon keine hohe Marktdurchdringung mehr erreichen. Dementsprechend selten tauchen Gefäße mit handgemalten Peigney-Dekoren auf. Speziell dieses Motiv gibt es aber auch noch von Fontemoing & Peigney, jedoch in einer malerisch eher schlechten Qualität.

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