Unpotenzierte Hausapotheke

Die Homöopathie wurde von Samuel Hahnemann zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Gegenentwurf zu den bis dato eher drastischen Heilmethoden eingeführt. Ab etwa 1830 kann man von einer nennenswerten Verbreitung in der Bevölkerung sprechen, so dass um diese Zeit wahrscheinlich die ersten Hausapotheken aufkamen. Bei unserer Neuerwerbung sprechen mehrere Merkmale für eine Datierung um ca. 1840.

Zum einen fehlt die Angabe der Potenz (Verdünnungsgrad), die später verpflichtend wurde. Dann kamen vergleichsweise teure, kobaltblaue Vierkantflaschen zum Einsatz, und die hölzerne Box ist eine Maßanfertigung, die nur für genau diese Zusammenstellung an Flaschen passt. Das dritte Fach von rechts ist nämlich etwas kleiner ausgefallen als die anderen, so dass die dort unterzubringende „Aurum: Mur:“ kurzerhand auf der Schmalseite beschriftet wurde. Das ebenfalls originale, marmorierte Papier weist sogar noch weiter in die Vergangenheit.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden homöopathische Hausapotheken in großer Zahl produziert und ab ca. 1870 weltweit über den Versandhandel vertrieben (z. B. Firma Willmar Schwabe, Leipzig). Auch dies spricht für eine frühe Datierung unseres Exemplars, das weder den hohen Standardisierungsgrad, noch die professionelle Aufmachung späterer Massenprodukte erreicht.

Zwar sind die Blechkappen typisch für französische Glasflaschen des späten 19. Jahrhunderts, jedoch wäre in diesem Fall mit industriell produzierten Etiketten statt händiger Bemalung zu rechnen, sowie einem gänzlich ausgeschliffenen Abriss – wenn es denn überhaupt noch mundgeblasenes Glas wäre.

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