Mordgift oder Rosskur?
Wir konnten eine interessante Holzdose mit hellroter Fassung erwerben, deren Machart auf das 18. Jahrhundert hindeutet. Die Beschriftung mit dem ungewöhnlichen Banner wirkt auf den ersten Blick neuer, hält aber der Begutachtung durch das Mikroskop stand.
Die Signatur „Arsenicum Album“ (weißes Arsenik) bezeichnet das berüchtigte Gift, das bis weit ins 19. Jahrhundert nicht nachweisbar war. Die tödliche Dosis der puren Substanz beträgt weniger als 0,1 Gramm, insofern erscheint diese Büchse auf den ersten Blick viel zu groß und materialseitig auch völlig ungeeignet für die Aufbewahrung dieser gefährlichen Substanz. Aus alten Aufzeichnungen wissen wir jedoch, dass die Abgabemengen regelmäßig im zweistelligen Grammbereich waren und im Verlauf eines Jahres pro Apotheke durchaus mehrere Kilogramm erreichen konnte.
Die Verwendung war überaus vielfältig: von Rattengift über technische Zwecke beim Schmieden oder Färben bis hin zur Tierheilkunde (Behandlung der Pferderäude). Im 19. Jahrhundert kamen homöopathische Anwendungen beim Menschen – natürlich in extrem geringer Dosierung – hinzu.
Insgesamt ein faszinierendes und nicht leicht zu fassendes Objekt, bei dem wir uns über jeden Hinweis freuen.
Wie so häufig bei Apothekengefäßen ging dem nachträglichen Beschrifter der Platz aus, so dass “Alb.” über den Falz des Schriftbandes geschrieben werden musste.